"Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden" - dies ist die Leitidee der UNESCO. Aus der Erfahrung des Zweiten Weltkrieges zog sie die Lehre, dass "ein ausschließlich auf politischen und wirtschaftlichen Abmachungen von Regierungen beruhender Friede die einmütige, dauernde und aufrichtige Zustimmung der Völker der Welt nicht finden kann. Friede muss - wenn er nicht scheitern soll - in der geistigen und moralischen Solidarität der Menschheit verankert werden" (aus der Verfassung der UNESCO vom 16. November 1945).
Die 1945 gegründete UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) ist die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation. Ziel der UNESCO ist es, durch Förderung der internationalen Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation zur Erhaltung des Friedens und der Sicherheit beizutragen. Am 11. Juli 1951 trat die Bundesrepublik Deutschland der UNESCO bei, die DDR wurde 1972 Mitglied. Generaldirektor ist seit November 1999 der Japaner Dr. Koichiro Matsuura.
Kultur
1972 hat die UNESCO das "Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" (Welterbekonvention) verabschiedet. Die Liste des UNESCO-Welterbes umfasst 830 Kultur- und Naturstätten. Darunter befinden sich 32 deutsche Stätten, zum Beispiel der Aachener Dom und die Berliner Museumsinsel, seit 2006 auch die Altstadt von Regensburg (siehe Foto). Der Bewahrung der kulturellen Vielfalt dient auch das "Übereinkommen zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen", das auf der 33. Generalkonferenz der UNESCO im Oktober 2005 verabschiedet wurde. Mit diesem Übereinkommen wollen sich die UNESCO-Mitgliedstaaten ihren kulturpolitischen Gestaltungsspielraum erhalten.
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http://www.auswaertiges-amt.de/KulturUebereinkommen.pdf
Die UNESCO widmet sich auch der Bewahrung kultureller Traditionen, handwerklicher und künstlerischer Fertigkeiten, mündlicher Überlieferungen und vom Aussterben bedrohter Sprachen. Dazu hat sie ein "Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes" beschlossen. Weitere Ziele des Kulturprogramms sind die Förderung des künstlerischen Schaffens und der Buchproduktion. Der "Welttag des Buches und Urheberrechts" (23. April) weist auf die zentrale Bedeutung des Buches auch in der Informationsgesellschaft hin.
Bildung
Weltweit können etwa 770 Millionen Erwachsene nicht lesen und schreiben. Über 100 Millionen Kinder besuchen keine Schule. Mit dem Programm "Bildung für alle" verfolgt die UNESCO das Ziel einer Grundschulbildung für alle Kinder. Die Verringerung der Analphabetenrate unter Erwachsenen steht im Zentrum der UNO-Weltdekade der Alphabetisierung (2003-2012), für die die UNESCO federführend ist. Im Netzwerk der UNESCO-Projektschulen arbeiten weltweit über 7.500 Schulen zusammen. Auf ihrem Stundenplan stehen Menschenrechte, Nachhaltigkeit und der gerechte Ausgleich zwischen Arm und Reich. Die UNESCO ist auch für die Umsetzung der Weltdekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (2005-2014) verantwortlich. Ziel ist es, den Gedanken der nachhaltigen Entwicklung in allen Bereichen des Bildungssystems zu verankern.
Kommunikation und Information
Im Mittelpunkt des UNESCO-Programms Kommunikation und Information steht die Förderung moderner Wissensgesellschaften ("Knowledge Societies"), in denen die Meinungsfreiheit und der gleichberechtigte Zugang zu Information und Wissen ebenso verwirklicht sind wie Bildung für alle und kulturelle Vielfalt. Die UNESCO fördert Informationstechnologie als Entwicklungsfaktor zur Überwindung der "digitalen Kluft" zwischen armen und reichen Ländern. Durch die Ausbildung von Journalisten und den Aufbau unabhängiger Medien in Entwicklungsländern und Konfliktregionen trägt die UNESCO zu einer pluralistischen Presse weltweit bei. Das "Memory of the World"-Programm widmet sich der Bewahrung kultureller Zeugnisse aus Archiven, Bibliotheken und Museen. 2002 ist beispielsweise Beethovens Neunte Sinfonie in dieses Programm aufgenommen worden.
Wissenschaft
Nachhaltige Entwicklung sichert die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation und garantiert künftigen Generationen eine lebenswerte Zukunft. Im Netzwerk der über 480 UNESCO-Biosphärenreservate, darunter 14 in Deutschland, wird nachhaltige Entwicklung modellhaft umgesetzt. Langfristig angelegte UNESCO-Forschungsprogramme dienen dem Wissenstransfer und der internationalen Zusammenarbeit. Forschungsgebiete sind Trinkwasser, Ozeane, geologische Phänomene und die Biosphärenreservate. Nachhaltige Entwicklung steht auch im Mittelpunkt des sozialwissenschaftlichen Programms der UNESCO, weitere Schwerpunkte sind die sozialen Auswirkungen der Globalisierung, die Bekämpfung von Armut und AIDS. In der Bioethik hat die UNESCO neue weltweite Mindeststandards definiert. Beispiele sind die "Allgemeine Erklärung über das menschliche Genom und Menschenrechte", die "Erklärung zum Schutz genetischer Daten" und die "Allgemeine Erklärung über Bioethik und Menschenrechte".
Deutsche Vertretung bei der UNESCO in Paris
Deutschland ist durch eine Ständige Vertretung bei der UNESCO in Paris akkreditiert. Diese unterhält den laufenden Arbeitskontakt zum UNESCO-Sekretariat und ist für die Pflege der Beziehungen zur UNESCO zuständig.
Deutsche UNESCO-Kommission e.V.
Die UNESCO-Nationalkommissionen bilden ein im System der Vereinten Nationen einzigartiges Netzwerk. Ihre Aufgabe ist es, die Ziele der UNESCO in ihren Mitgliedstaaten zu fördern und in die Praxis umzusetzen. Sie beziehen die mit Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation befassten Organisationen und Institutionen des jeweiligen Landes in die Planung, Verwirklichung und Evaluierung des UNESCO-Programms ein. Die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) wirkt als nationale Verbindungsstelle in allen Arbeitsbereichen der UNESCO. Als Mittlerorganisation der Auswärtigen Kulturpolitik wird die Deutsche UNESCO-Kommission vom Auswärtigen Amt institutionell gefördert. Ihr gehören bis zu 100 Mitglieder an, darunter Beauftragte der Bundesregierung und der Länder (Kultusministerkonferenz) sowie von der Hauptversammlung gewählte Experten und Vertreter von Institutionen. Die Kommission hat ihren Sitz in Bonn.