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1. Einleitung
Die Domestikation des Büffels (Bubalus bubalis) begann ca. 4000 Jahre v.Chr. auf dem indischen Subkontinent, wo es heute noch ca. 5 Mio Wildbüffel (Bubalis arnee) gibt. Dort dienten und dienen die Tiere heute noch zur Milch- und Fleischerzeugung - für Büffel gilt das hinduistische Schlachtverbot für Rinder (Gattung Bos) nicht - vor allem aber als Arbeitstier. So kann mit einem Büffel an einem Tag ein 0,25 ha großes Reisfeld umgepflügt werden, wobei die Tiere häufig bis zum Bauch im Wasser stehen, ein Büffel kann einen Wagen mit bis zu 2 Tonnen Gewicht an einem Tag 25 – 30 km weit ziehen oder 250 kg Traglast mit 3 km/h befördern. Zudem geben solche Arbeitsbüffel noch bis zu 600 kg Milch pro Laktationsperiode, was die Milchleistung der Zebus bei weitem übersteigt. Arbeitsbüffel arbeiten bis zu 25 Jahren und bleiben danach häufig bis zu ihrem natürlichen Tod im Alter von ca. 40 Jahren bei „ihrer Familie“. Auch heute liegt der Verbreitungsschwerpunkt der ca. 150 Mio weltweit verbreiteten Hausbüffel im Gebiet Indien, Bangladesh, China, SO-Asien; außerdem gibt es größere Vorkommen in Süd- und Mittelamerika, sowie in Südeuropa und dem Balkan (MADEL 2001).
Auch in Deutschland gibt es schon lange kleine Büffelbestände in Tierparks oder Hobbyhaltung. 1917 wurde vom Tierzuchtinspektor Georg Tartler der „Deutsche Büffelzuchtverein“ gegründet, der die Büffelzucht in Deutschland in Ergänzung zur Rinderzüchtung vorantreiben sollte (GOLZE UND BERGFELD 2002). Heute halten rund 80 registrierte ZüchterInnen ca. 1.500 Büffel in Deutschland. Sie wurden in den letzten Jahren verstärkt aus Süd- und Südost-Europa importiert. Die Milch der Kühe mit einem Fettgehalt von 8,5 % dient v. a. zur Herstellung von Büffelmilch-Mozzarella, einer ursprünglich italienischen Delikatesse.
2. Eignung zur Landschaftspflege
Wasserbüffel sind sehr robust und widerstandsfähig gegen Krankheiten, Klimaeinflüsse und Witterungsunbilden. Sie sind genügsam und anspruchslos in Haltung und Fütterung und können Grob- und minderwertiges Futter besser verwerten, z.B. Binsen, Ampfer, Schilf, Brennnesseln, minderwertiges Stroh und Heu. Aufgrund ihrer breiten Klauen und relativ weichen Fesseln können sie auch auf sumpfigem und feuchtem Weideland gehalten werden. Aufgrund dieser Voraussetzungen eignen sie sich insbesondere für extensive Haltung und Landschaftspflege auf feuchten Grünland- und Moorstandorten, die von Rindern nicht beweidet werden können (DEUTSCHER BÜFFELVERBAND e.V.).
3. Haltung
Haltung: Wasserbüffel sind Tiere subtropischer und tropischer Klimazonen. Als solche sind sie an warmes Klima angepasst, benötigen aber, da sie nur sehr wenige Schweißzellen besitzen, in jedem Fall Wasser zur Abkühlung. Wasserbüffel (daher der Name) baden nicht nur ausgesprochen gerne sondern sind auch gute Schwimmer (THOMSEN 2002). Wasser zur Abkühlung sollte auch in der gemäßigten Klimazone in jedem Fall zur Verfügung stehen. Eine Haltung unter deutschen Klima- und Umweltbedingungen wird im allgemeinen als problemlos angesehen (ÖRTMANN 1997, HOLT 2001, THIELE 2002, alle in GOLZE UND BERGFELD 2002). In einigen Quellen wird jedoch angegeben, dass die Tiere, insbesondere die Kälber, gegen Kälte durch Abdecken geschützt werden müssen (GOLZE UND BERGFELD 2002). In jedem Fall, insbesondere bei ganzjähriger Freilandhaltung, ist ein zugdichter Unterstand notwendig (THOMSEN 2001).
Futter: Büffel können problemlos mit Weidefutter und Aufwüchsen extensiv genutzter Flächen ernährt werden, wenn sie als Arbeitstier oder zur Fleischerzeugung genutzt werden. Für eine hohe Milchleistung zwischen 3500 und 4000 l Milch bei einem Fettgehalt von ca. 8%, die von Spitzentieren erreicht wird, ist allerdings auch hier eine Zufütterung von Maissilage oder Kraftfutter, wie sie in Italien praktiziert wird, notwendig (GOLZE UND BERGFELD 2002). Für eine „normale“ Milchleistung zwischen 1500 und 2000 l Milch reicht jedoch das Weidefutter aus. Hier kommt es wohl auf die Gewöhnung im Jugendalter an. So mögen manche Tiere insbesondere Schilf, Brennnesseln und Binsen und gar kein Getreide, wogegen andere Kraftfutter ausgesprochen gerne fressen, wobei sie allerdings leicht verfetten (THOMSEN 2001, JABERG-ZWAHLEN 1997).
Charakter: Wasserbüffel werden im allgemeinen als friedlich und folgsam beschrieben. Sie sind sehr empfindsam, aber auch eigenwillig und haben einen ausgeprägten Charakter. Gegenüber fremden Personen und Reizen reagieren sie neugierig bis furchtsam und man muß sich ihr Vertrauen erst erarbeiten. Dies belohnen sie dann aber mit einer dauerhaften Freundschaft. Auch Stiere werden höchstens im höheren Alter bösartig. Bei der gemeinsamen Haltung mit Kühen ordnen sie sich problemlos unter (MADEL 2001, JABERG-ZWAHLEN 2001, THOMSEN 2002, DLZ 1998 u.a.). Auch bei nicht domestizierten Wasserbüffeln ist eine deutlich abgestufte Rangordnung nicht zu erkennen (MADEL 2001).
Zucht: Die Geschlechtsreife wird bei den Büffelkühen mit 20 – 21 Monaten erreicht, bei den Stieren mit 12 – 15 Monaten. Die Zuchtreife liegt bei beiden bei 2 – 3 Jahren. Kühe können bis zum Alter von 15 – 20 Jahren zur Zucht genutzt werden, Stiere nur 12 – 13 Jahre (DEUTSCHER BÜFFELVERBAND e.V.). Im Alter von ca. 15 Jahren können bei ihnen Senilitätserscheinungen auftreten (MADEL 2001).Die Brunst ist asaisonal, sie tritt jedoch zumindest in den Ursprungsländern gehäuft in den kühleren Wintermonaten auf, der Zyklus beträgt 21 – 23 Tage. Die Brunst hält etwa 24 – 36 h an und ist erkennbar an Unruhe, Brüllen und Ausfluss von Scheidenschleim. Häufig wird aber auch über Stillbrünstigkeit berichtet. Die Tragezeit liegt, ja nach Rasse, zwischen 300 und 318 Tagen. Die Kälber haben ein Geburtsgewicht von nur ca. 28 kg, daher erfolgt die Geburt normalerweise problemlos (MADEL 2001).
Da Wasserbüffel nicht unter das Tierzuchtgesetz fallen, besteht bei der Einfuhr von Zuchttieren keine Zollbefreiung (GOLZE UND BERGFELD 2002)
4. Kosten/ Nutzung
Büffelmilch: Der Gedanke der Haltung von Wasserbüffeln wird in Deutschland weniger aus der Sicht der Mutterkuhhaltung, sondern stärker aus dem Blickwinkel der Milchproduktion gesehen. Büffelmilch fällt nicht unter die Quotenregelung und ist demzufolge produzierbar und absetzbar (GOLZE UND BERGFELD 2002). Im Gegensatz zu Kuhmilch ist Büffelmilch fett- und eiweißreicher. I. d. R. wird bei einer Laktationsleistung von 1500 – 2500 l Milch (Rekordleistungen bei 5600 – 5900 l (DEUTSCHER BÜFFELVERBAND e.V.)) von einem Fettgehalt von ca. 8% ausgegangen (GOLZE UND BERGFELD 2002). Bei guter Fütterung und Haltung können Büffel der in Indien beheimateten „Murrah“-Rasse („die Gelockte“ – bezug auf Hornform) jedoch auch 2000 – 2500 kg Milch mit 15% Fettgehalt geben (MADEL 2001). Nur ein Teil dieser Milch wird in Indien als Frischmilch verbraucht (so bekommt z.B. jeder Soldat nach gesetzlicher Vorschrift 1/4l Büffelmilch pro Tag), ein Großteil wird zu „Ghee“ (haltbares Fett – verarbeitet. Bei uns hat Büffelmilch – da im Geschmack wohl eher „gewöhnungsbedürftig“ (GOLZE UND BERGFELD 2002) vor allem Bedeutung zur Herstellung von Käse, insbesondere Mozzarella. Außerdem wird sie i.d.R. von Kuhmilchallergikern problemlos vertragen (ZEIGERT 2000). Aus Büffelmilch erzeugt Butter ist weiß und wegen des geringeren Wasseranteils weicher und weniger haltbar als Kuhmilch.
Pro Liter Milch kann ein Preis von ca. 1,50 € erzielt werden (THOMSEN 2002, DLZ 1998). Allerdings müssen Absatzwege vorhanden sein oder z.B. eine eigene Hofkäserei aufgebaut werden.
Inhaltsstoffe pro 100 g | Büffelmilch | Kuhmilch | Schafmilch | Ziegenmilch |
Wasser (g) | 81,10 | 87,50 | 82,70 | 86,60 |
Eiweiß (g) | 4,01 (4,3 – 4,7) | 3,33 | 5,27 | 3,69 |
Fett (g) | 7,97 (-15) | 3,78 | 6,26 | 3,92 |
Vitamin A (µg) | 64,00 | 32,17 | 50,00 | 68,00 |
Vitamin B1 (µg) | 50,00 | 37,00 | 8,00 | 49,00 |
Vitamin B2 (µg) | 100,00 | 180,00 | 230,00 | 150,00 |
Niacin (µg) | 80,00 | 90,00 | 450,00 | 320,00 |
Pantothensäure (µg) | 370,00 | 350,00 | 350,00 | 310,00 |
Biotin (µg) | 11,00 | 3,50 | 9,00 | 3,90 |
Vitamin B12 (µg) | 300,00 | 420,00 | 510,00 | 70,00 |
Vitamin C | 2,50 | 1,70 | 4,25 | 2,00 |
Vitamin K1 (µg) | 8,00 | 4,00 | 7,00 | 4,00 |
Kalzium | 195,00 | 120,00 | 183,00 | 127,00 |
Mangan (µg) | 5,00 | 2,50 | 13,00 | 13,00 |
Eisen (µg) | 150,00 | 46,00 | 100,00 | 50,00 |
Kupfer (µg) | 25,00 | 10,00 | 88,00 | 18,00 |
Zink (µg) | 600,00 | >380,00 | 470,00 | 260,00 |
Tab. 1: Vergleich der Zusammensetzung von Milch verschiedener Tierarten; verändert nach LÜTTWITZ (2002); aus: GOLZE UND BERGFELD 2002
Büffelfleisch: Das Fleisch junger Tiere ist sehr zart und unterscheidet sich im Geschmack nicht von Rindfleisch (MADEL 2002, THOMSEN 2002). Bei älteren Tieren (nach 20 Arbeitsjahren) ist es eher grobfasrig und hat einen wildaromatischen Geschmack (GOLZE UND BERGFELD 2002). Das Fleisch ist sehr eiweißreich und gleichzeitig fettarm (2,9g Fett/ 100g). Es weist einen höheren Vitamin- und Trockensubstanzgehalt auf, aber einen niedrigeren Cholesteringehalt als Rindfleisch (Büffel: 30mg/ 100g, Rind: 70 mg/ 100g) (DEUTSCHER BÜFFELVERBAND e.V.). Da der Anteil an Muskelgewebe höher und der Anteil an Bindegewebe geringer ist, wird das Fleisch als hochwertiger als das der Rinder beschrieben (GOLZE UND BERGFELD 2002).
Das Geburtsgewicht der Kälber beträgt etwa 28 kg (MADEL 2002), die täglichen Zunahmen liegen bei ca. 0,6 – 0,7 kg, teilweise auch höher. Der optimale Schlachtzeitpunkt liegt zwischen dem 24. und dem 28. Lebensmonat. Die Schlachtausbeute ist geringer als bei Rindern und beträgt ca. 50 – 55%. Verkaufspreise bis zu 15,30 €/ kg sind möglich. Seit Dezember 2000 ist auch für Büffel ein BSE-Test vorgeschrieben (THOMSEN 2002, DEUTSCHER BÜFFELVERBAND e.V.). Bisher ist jedoch weltweit noch kein Fall von BSE bei Büffeln bekannt geworden (THOMSEN 2002, DLZ 1998, ZEIGERT 2000).
Auch das Leder des Hauswasserbüffels zeichnet sich durch seine hohe Qualität aus. Es ist dunkel anthrazitfarben und vollständig durchgefärbt und besitzt aufgrund seiner Offenporigkeit beste Atmungsaktivität. Es zeichnet sich durch seinen weichen Griff bei gleichzeitiger Robustheit aus. Eine Haut ergibt ca. 2,5 – 3 m² Leder bei einer Dicke von 1 – 1,5 mm (LÜTTWITZ 2002 in GOLZE UND BERGFELD 2002). Es bietet sich beispielsweise für Verarbeitung zu hochwertigen Schuhen und Taschen an.
Anschaffungskosten: Da es in Deutschland noch vergleichsweise wenige Büffelzüchter gibt, müssen die Tiere i.d.R. aus Italien, Bulgarien oder Rumänien importiert werden, wo sie je nach Alter, Geschlecht, etc. ca. 1000 – 4000 € kosten. Häufig sind diese Tiere allerdings nicht IBR- und IPV-frei.
5. Kontakt
Das Konsultationsbüro des Deutschen Büffelverbandes bietet sowohl für Mitglieder des Verbandes als auch für Nichtmitglieder folgende Leistungen an:
- Information über die Büffelzucht, - haltung und –produktion in den führenden Ländern mit traditioneller Büffelzucht sowie über erste Erfahrungen bei der Entwicklung der Wasserbüffelproduktion in Deutschland.
- Beratung bei der Vorbereitung und Einrichtung der Wasserbüffelproduktion in landwirtschaftlichen Betrieben als zusätzliche oder neue Einkommensquelle sowie bei der Vermarktung der Erzeugnisse.
- Projektierung der betriebswirtschaftlichen Einordnung der Büffelproduktion als Produktionszweig für die ökologische Erzeugung von Qualitätsprodukten zur Bedienung von Marktnischen.
- Durchführung von Informationsveranstaltungen und Seminaren zu ausgewählten Themen über den Aufbau der Wasserbüffelproduktion unter deutschen Bedingungen.
- Vermittlung des Imports von hochwertigen Zuchtbüffeln aus Italien, Bulgarien, Rumänien und Ungarn auf individuelle Bestellung der Landwirte in Zusammenarbeit mit dem Importbetrieb des Deutschen Büffel-Verbandes.
- Vermittlung der Schlachtung und Vermarktung von Schlachtbüffeln.
Für die Inanspruchnahme o.g. Leistungsangebote können Sie sich an folgende Ansprechpartner wenden:
Prof. Dr. Dr. h.c. Hilmar Zeigert (Wissenschaftlicher Berater)
Max-Beckmann-Str. 1
26133 Oldenburg
Tel.: 0441/ 46564
Fax: 0441/ 485 1517
und
Rita und Peter Biel (Pressesprecher)
Narzissenweg 18
26209 Sandkrug
Tel.: 04481/ 212
Fax: 04481/ 935 9787
Email: info@bueffel-farm.de
6. Literatur(-Links)
- DLZ (1998): Bayerische Büffel. Mit Wasserbüffeln Milch erzeugen. – In: DLZ 7/98
- GOLZE, M. & BERGFELD, U. (2002): Büffelzucht – auch eine interessante Nische der tierischen Erzeugung in Deutschland. – In: Infodienst für Beratung und Schule der Sächsischen Agrarverwaltung 09/2002.
- JABERG-ZWAHLEN, H. (1997): Wie aus dem Wasserbüffel-Witz Tatsache wurde. – In: LID Mediendienst Nr. 2320 vom 24.07.1997. Sommerserie.
- SAMBRAUS, H. H. (2006): Exotische Rinder - Wasserbüffel, Bison, Wisent, Zwergzebu, Yak. Ulmer Verlag. 120 Seiten.
- THIELE, M. und ZEIGERT, H. (2004): Der Wasserbüffel als Verdauungskünstler für Feucht- und Moorheiden, Brachland und Naturweiden. In: AKADEMIE FÜR NATUR- UND UMWELTSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG (Hrsg.): Beweidung mit großen Wild- und Haustieren. Beiträge der Akademie für Naturs- und Umweltschutz Baden-Württemberg Bd. 36. S. 25-35
- THOMSEN, A. (2002): Büffel sind neugierig und unkompliziert. – In: Bauernkalender 2003.