Liebe Freunde der Bildungsfreiheit,die Bundesregierung hat vor einigen Wochen einen Bildungsgipfel angeregt. Aus diesem Anlaß, sowie zum 70. Jahrestag des deutschen Schulzwangs, ist bei uns im Netzwerk durch Dagmar Neubronner die Idee entstanden, einen offenen Brief an Bundesbildungsministerin Frau Dr. Annette Schavan zu verfassen, der neben dem NBF auch von einer möglichst breiten Anzahl an Unterstützern unterschrieben werden sollte. Darin wird kritisch nachgefragt, warum einzig in Deutschland- außerschulische Bildungsformen unterdrückt werden. Dieser Brief ist heute per Post an Frau Dr. Schavan abgeschickt worden. Wir konnten bei dieser Gelegenheit auch schon eine ganze Reihe von Erstunterzeichnern dafür gewinnen.Wir dokumentieren diesen Brief und die Erstunterzeichner auf der folgenden Website http://www.netzwerk-bildungsfreiheit.deDort ist auch die Möglichkeit den Brief nachträglich zu unterzeichnen und damit seine Unterstützung zum Ausdruck zu bringen. Bitte unterschreiben Sie diesen Brief bitte nur einmal und vollständig. Wer sich dort einträgt, dessen Daten gehen zunächst per Mail an uns. Wir sammeln dann die eingegangenen Namen und setzen sie (ohne Anschrift und Email), Einverständnis vorausgesetzt, nach und nach auf die Website. Wer nicht auf der Website erscheinen will, kann dies entsprechend ankreuzen. Nach Ablauf einer angemessenen Zeit ist vorgesehen Frau Dr. Schavan erneut anzuschreiben und die zwischenzeitlich eingegangenen Unterstützerunterschriften nachzuliefern. Die Daten werden ausschließlich für den genannten Zweck verwendet.Wir würden uns über Ihre Unterstützung dazu freuen und grüßen freundlich Ihr Netzwerk BildungsfreiheitJörg Großelümern
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Frau Ministerin
Dr. Annette Schavan
-persönlich-
Hannoversche Straße 28-30
10115 Berlin
Sehr geehrte Frau Ministerin,
anlässlich des von Ihnen vorbereiteten Bildungsgipfels möchten wir mit vielen anderen betroffenen Familien auf eine Besonderheit des deutschen Schulsystems hinweisen, die in der öffentlichen Debatte um die Schulmisere bisher zu wenig Berücksichtigung findet:
In Deutschland wird die Schulpflicht seit 1938 als Schulzwang aufgefasst, der keine Bildungsalternativen zulässt. Dieses Instrument, bei dem alle Kinder und Jugendlichen dem Zwang zur physischen Anwesenheit in einem Schulgebäude unterliegen, trägt modernen Bildungserfordernissen in einer Informationsgesellschaft nicht mehr Rechnung und verhindert durch das staatliche Bildungsmonopol die notwendige schnelle Wandlung der Bildungsangebote.
In sämtlichen anderen europäischen Ländern und fast allen entwickelten Staaten weltweit (!) steht Schülern neben den privaten Schulen auch die Möglichkeit des „Distance Learning“ oder Freien Lernens mit Hilfe von Fernschulen und „Umbrella Schools“ zu Gebote. Diese Möglichkeit ist besonders angesichts zunehmend verlangter Mobilität für viele Familien wichtig. Deutsche Kinder haben diese Option aber nur, wenn sie im Ausland leben, prominent (siehe Brüder Kaulitz von der Jugendband Tokio Hotel) oder schulisch bereits vollkommen gescheitert (Flex-Fernschule in Baden-Württemberg oder Web-Individualschule in Bochum, Erfolgsquote 100 %) sind.
Eine Erweiterung des Bildungsangebotes in Deutschland um diese modifizierte Form der Schulpflichterfüllung würde nicht nur diesen Familien helfen, die derzeit leider meist gezwungen sind, wie wir ins Ausland abzuwandern. Sie würde auch einen gesunden Konkurrenzdruck erzeugen und so mithelfen, unsere Schulen schnell zu Orten zu machen, an denen gut und gerne gelernt wird. Ein Monopol hat noch nie zur Qualitätserhöhung beigetragen.
Die hervorragenden Ergebnisse des Freilernens für Lernen und Sozialisation können anhand zahlreicher Studien aus verschiedenen Ländern (außer Deutschland) eindeutig belegt werden. Die ungerechtfertigte Kriminalisierung des Freilernens führt nicht zu einem Eindämmen dieser erfolgreichen Lernform, sondern zu einer Abwanderung der an dieser Lernform interessierten Familien ins Ausland.
Wir haben den Eindruck, dass der Widerstand der Landesbehörden hauptsächlich auf Unkenntnis über die internationale Lage und unhaltbare Vorurteile über die Folgen einer Legalisierung zurückgeht. Dies möchten wir gern ändern und bitten Sie daher, uns anlässlich des Bildungsgipfels und im Vorfeld die Möglichkeit dazu zu geben.
Wir freuen uns auf Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Die Erstunterzeichner:
Dagmar Neubronner / Diplom Biologin und Buchautorin „Die Freilerner“
Kuratorium Netzwerk Bildungsfreiheit
Jörg Großelümern / Bankkaufmann, Software Entwickler
Vorstand Netzwerk Bildungsfreiheit – Initiative deutscher Hausschulfamilien
Raimund Pousset / Dipl. Pädagoge
Oberstudienrat
Prof. Dr. Hans Schieser
Prof. emeritus, DePaul University Chicago
Harriet Pattison
Institute of Education, University of London
Fachanwalt für Familienrecht
Birgitta vom Lehn
Journalistin
Anke Caspar-Jürgens
Bundesverband Natürlich Lernen
Christiane Ludwig-Wolf
Initiative für selbstbestimmtes Lernen
Klemens Lichter / Diplom Biologe
Netzwerk Bildungsfreiheit und „Bildung und Erziehung in Familien“
Anja Krohmer
Initiative „Die Freilerner“ – Österreich
Manja Scheumann
Bundesverband Natürlich Lernen und Netzwerk Bildungsfreiheit
Hellmut Piater - Gymnasiallehrer