Der Drache geht, die Mühle bleibt!
Unter diesem Motto werden wir, die Familie Schembritzki unser Umweltprojekt „Naturinsel Drachenmühle“ in diesem Monat beenden. Es war eine wunderbare und magische Zeit, in der wir alles, was wir erreichen wollten und konnten auch realisiert haben. Das Loslassen von der Naturinsel fällt uns somit nicht leicht, ist aber aufgrund verschiedener Prozesse in der Vergangenheit nötig geworden. Wir stehen, aufgrund eines zweiten Grundstückeigentümers, der das Projekt 2009 verließ, nicht alleine im Grundbuch. Die Bemühungen, unsererseits, in den letzten vier Jahre einen Konsens zu erreichen waren leider nicht erfolgreich. Unter Anderem scheiterte aufgrund dessen eine Förderung zum Neubau der Scheune kurz vor der Durchführung. Wegen diesen unlösbaren Eigentumsdifferenzen kommt es am 6.1.2014 in Leipzig zur Zwangsversteigerung in Folge eines von unserer Seite freiwillig abgebrochenen Mietkaufes. Interessenten können sich wegen Details gerne mit uns per E-mail in Verbindung setzen. Die Internetseiten werden als Erinnerung im Netz bleiben. Des weiteren suchen noch die Wollschweine, ein Solarkocher, Schubkarren, etc. neue Besitzer.
Rückblick auf zehn zauberhafte Jahre „Naturinsel Drachenmühle“
Am Rande eines Naturschutzgebietes, eingebettet in Wiesen, Auenwald und die alten Mühlbäche liegt die ehemalige kulturhistorische und denkmalgeschützte Wassermühle. Zu dem Anwesen gehören mit Wohnhaus, Mühlenhaus, Kornspeicher, Scheune, Back- und Hühnerhaus. Für den Namen des Projektes wurde „Naturinsel Drachenmühle“ gewählt, da Drachen in der alten Mythologie die Hüter von großen Schätzen sind. Da der Menschheit größter Schatz die Erde ist, wählten wir den Drachen symbolisch zum Schutz der Natur und des heimischen Ökosystems. Das Grundkonzept dieses Projektes war, entgegen dem Trend des hektischen, Zeit- und Konsumorientierten Lebensstiles, stärker in Verbindung mit Mutter Erde zu leben. Es ging um die Entwicklung der verschiedenen Aspekte eines nachhaltigen Lebenskonzeptes auf der Basis von lokalen Ressourcen und Standortfaktoren. Grundsätzlich haben wir versucht mit sowohl finanziell als auch technisch geringst möglichem Aufwand zu arbeiten. Ein wichtiger Aspekt war auch, diesen Lebensstil mit daran interessierten Personen zu teilen. In zahlreichen Seminaren, Workshops und Projekten konnten wir unser zum größten Teil autodidaktisch erlerntes, aber auch durch Fach-Literatur erworbenes Wissen und die Erfahrungen weitergeben.
Hier ein paar Beispiele unserer zahlreichen Projekte:
- Bildung für nachhaltige Entwicklung: Kinder von über 80 Schulklassen haben unser Projekt in den letzten 4 Jahren kennen gelernt, sind auf Bäume geklettert, haben gesehen, gefühlt, gelauscht, geschnuppert und unsere Wollschweine gefüttert
- Naturschutz: Wir wurden Teil der „Natura 2000 (FFH)“ und haben ebenfalls die Beachtung des § 26 SächNatSchGe durchgesetzt
- Öffentlichkeitsarbeit: Jährliche Veranstaltungen wie z.B. „Tag der offenen Tür“, UNESCO- Aktionstage, etc.
- Medienpräsenz: „Heute“ Nachrichten des ZDF, 3Sat, Zahlreiche Zeitungsartikel wie z.B. im Rolling Stone's Magazin, Oya, Badische Zeitung, OAZ, Mitteldeutsche Zeitung, Radio MDR Sachsen, selbst-gestaltete Website : www.drachenmuehle.de
- Biomeiler: Wir haben insgesamt drei Biomeiler gebaut, bei welchen der aerobe Abbau organischen Materials durch Mikroorganismen Wasser erhitzt
- Permakultur: Von Anfang an wurde unser Garten nachhaltig mit lokalen Ressourcen bewirtschaftet und Interessenten die Grundlagen der Permakultur nahe gebracht
- Kräuterkunde: Unser Wissen über Kräuter, Kultur- und Wildpflanzen ist in den letzten 10 Jahren beträchtlich gewachsen und wurde im Alltag und in Seminaren an viele Kräuterfreunde weiter gegeben.
- Ökologisches Bauen: Ausbau und Erhalt der alten Gebäude mit ökologischen Baumaterialien wie z.B. Steinen, Lehm, Schilfmatten, Ökofarben und Pigmenten
Für dieses Engagement wurden wir sowohl 2009/10 als auch 2011/12 von der Unesco (UN) als Welt-Dekade Projekt für „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet. Unser Umweltbildungsprojekt für Kinder, mit dem Namen „Drachenstark“, wurde 2011 für die „Ideen Initiative Zukunft“ ausgezeichnet.
Unsere Besucher kamen aus vielen Ländern wie beispielsweise Frankreich, Spanien, Italien, England, Holland, Polen, Israel, Kanada, Australien und Kolumbien. Der Austausch von Ideen und Erfahrungen im gemeinsamen Alltag war uns stets wichtig. Somit wurde die Drachenmühle Teil eines weltweiten Netzwerks unkommerzieller, nachhaltiger und ökologischer Lebens-Oasen. Wir wissen, dass wir viele inspirieren und ermuntern konnten ihre Lebensweise positiv zu reflexionieren und einen tieferen Zugang zu sich und der Natur zu finden. Mögen daraus weitere Projekte im Sinne der Nachhaltigkeit gestaltet werden.
Wir möchten abschließend ein riesiges Dankeschön an alle Freunde, Helfer, guten Geister und Drachenmühlenbegeisterte aussprechen. Besondere Dankbarkeit gilt den Handwerkern auf der Walz. Wir bedanken uns herzlich bei den Nachbarn, der Gemeinde und all dehnen die uns jahrelang begleitet und unterstützt haben. Vielen vielen Dank an alle die mit uns musiziert, jongliert, getanzt, gesungen, ums Feuer gesessen und geredet haben. All denen die uns Mut zu gesprochen haben, uns tatkräftig unterstützt oder mit Spenden weiter geholfen haben. Zu guter Letzt, ein strahlendes Dankeschön an all die frohen Kindern die hier ebenso viel Spaß hatten wie wir.
Der Drache geht, die Mühle bleibt! Egal wo wir sind, wir werden unser Lebensprojekt fortsetzen, weiterhin Wildkräuter essen, Biomeiler bauen und dies alles mit Freunden teilen. Wir möchten euch auch weiterhin positiv dazu inspirieren, achtsamer mit unser aller Lebensgrundlage, der Erde umzugehen. Wir haben nämlich nur diese eine.

Eure Familie Schembritzki

Donnerstag, 28. August 2008

Nutzung des Wasserbüffels bei der extensiven Beweidung von Feucht- und Moorstandorten, Naturweiden und Brachland

Prof. Dr. Hilmar Zeigert, Peter Biel, Manfred Thiele

http://www.bueffel-farm.de/wasserbueffel/wb-zeigert.html

Nutzung des Wasserbüffels bei der extensiven Beweidung von Feucht- und Moorstandorten, Naturweiden und Brachland

Vorkommen des Büffels im Pleistozän, sein Verschwinden aus Europa und seine Rückkehr

Während des Pleistozäns erstreckte sich das Verbreitungsgebiet des Büffels von Asien bis nach Europa. In der vor der letzten Eiszeit liegenden Warmzeit, dem Eem-Interglazial, war der Büffel vor etwa 125 000 Jahren auch in Mitteleuropa verbreitet. Hier herrschten etwas kühlere Sommer, aber mildere Winter als heute. An hohe Jahresdurchschnittstemperaturen ist der Wasserbüffel nicht gebunden (Koenigswald, 2001). Für das Verschwinden der warmzeitlichen Fauna aus Mitteleuropa gibt es mindestens zwei unterschiedliche Theorien:

Vertreter der AOverkill-Hypothese machen den jagende Eiszeitmenschen für das Aussterben einer Vielzahl der Großtierarten verantwortlich. Davon waren in der Mehrzahl die großen Pflanzenfresser betroffen (Bunzel-Drüke 2000).

Die Klimahypothese beinhaltet als Ursache die wechselnden klimatischen Veränderungen, etwa gleichzeitig mit dem Einwandern der kaltzeitlichen Fauna (Koenigswald, 2001).

Nach dem Aussterben des Büffels in Europa schrumpfte sein Verbreitungsgebiet auf Indien, Indonesien und Südostasien. Dort wurde der Asiatische Büffel (Bubalus) in unterschiedlichen Zeiträumen und Regionen etwa 7000 v. - 5000 v. Chr. domestiziert. (Zachariev et al,1986, Aleksiev, 1997). Von den Untergattungen des Asiatischen Büffels ist nur der Indische Wildbüffel (Bubalus arnee) domestiziert worden. Von diesem stammen alle heutigen Hausbüffeltypen und -rassen ab. Er erhielt die Bezeichnung Wasserbüffel (Bubalus bubalis). Diese begründet sich auf seine Domestikation und anfängliche Verbreitung in vorwiegend Fluss-, Schilf- und Sumpfregionen sowie auf seine Vorliebe zu Wasser- und Sumpfaufenthalten in warmen Klimaten. Die Verbreitung des Wasserbüffels aus seinen Domestikationsgebieten erfolgte vor allem in Süd- und Südostasien und von dort aus in Südamerika, im Nahen Osten , in den Kaukasusländern und anderen Ländern des asiatischen und amerikanischen Kontinents.

Schließlich kam der Büffel im 6. bis 12. Jahrhundert nach Chr. auf verschiedenen Wegen wieder nach Europa zurück (Maymone, 1943; Aleksiev, 1999). Seine Ansiedlung erfolgte in Italien, in Bulgarien, Rumänien und in allen anderen Balkanländern, wo er seit Jahrhunderten bis zur Gegenwart gehalten und gezüchtet wird.

In jüngster Zeit haben Italien, Bulgarien und Rumänien auf die Verbreitung der Wasserbüffelhaltung in anderen Ländern Europas, in denen diese bisher nicht existierte, einen zunehmenden Einfluss.

Bisher kaum bekannte Wasserbüffel kommen auch nach Deutschland

Ab Anfang der 80er Jahre haben in Deutschland einzelne Hobbyzüchter und Landwirte mit der Haltung von Wasserbüffeln begonnen. Sie erwarben die ersten Tiere aus Tierparks oder von Züchtern aus Rumänien.

Seit Beginn bis Mitte der 90er Jahre ist auch in einigen westeuropäischen Ländern, in denen die Büffelhaltung bisher ebenfalls nicht bekannt war, ein zunehmendes Interesse an der Einfuhr und Verbreitung von Wasserbüffeln festzustellen. Zu diesen Ländern gehören Großbritannien, Frankreich, Spanien, Portugal, Luxemburg und die Schweiz.

Auch in Deutschland beginnt seit dieser Zeit das Interesse am Aufbau der Büffelproduktion zu wachsen.

Ursache dafür sind zunehmende Erkenntnisse und Erfahrungen über die hervorragenden Eigenschaften und Vorzüge des Wasserbüffels für seine ökonomisch vielseitige Nutzung, vorwiegend unter ökologischen, extensiven Produktionsbedingungen. Noel Vietmeyer, Leiter und Mitautor der Wasserbüffelstudie des amerikanischen Forschungsrates, bezeichnet den Wasserbüffel als "... das eindrucksvollste landwirtschaftliche Nutztier der Erde"....."mit Zukunft" (Vietmeyer, 1989).

Erste deutsche Erfahrungen bestätigen die vielfältigen internationalen Erkenntnisse über die hervorragende Akklimatisationsfähigkeit des Wasserbüffels, die seine extensive Haltung auch unter deutschen Klima- und Haltungsbedingungen ausgezeichnet ermöglichen (Ortmann,1997, Gebendörfer,1999; Zeigert, 2000a, 2000b, 2001a, 2001b, 2002a, 2002b; Thiele, 2000a, 2000b, 2002; Holst, 2001 und andere).

Mehr noch - seine anatomischen und verdauungsphysiologischen Besonderheiten im Vergleich zum modernen Rind machen diesen robusten Allrounder besonders für die extensive Beweidung von Feucht- und Moorgrünland, Brachland und nicht zuletzt von Natur- und geschützten Landschaften geeignet. Unter diesen Bedingungen, die für das Rind ungeeignet sind, setzt der Wasserbüffel billiges und zum großen Teil geringwertiges Futter in eine qualitativ hochwertige Milch- und Fleischproduktion um.

Gegenwärtig gibt es in Deutschland 762 Wasserbüffel, die von einzelnen Hobbyzüchtern, in der Mehrzahl aber in landwirtschaftlichen Betrieben, in Herdengrößen von etwa 40, 90 und maximal 150 Tieren gehalten werden. Die noch relativ geringe Population verteilt sich auf etwa dreißig Betriebe in Sachsen, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Brandenburg und Schleswig Holstein und der Eifel.

In 1999 wurde der Deutsche Büffel-Verband e. V. (DBV) in Wardenburg bei Oldenburg in Niedersachsen gegründet. Der heutige Sitz seiner Geschäftsstelle befindet sich in Chursdorf in Sachsen. Der Verband unterstützt den Aufbau und die Verbreitung der Wasserbüffelzucht in Deutschland durch Beratung und Öffentlichkeitsarbeit, Vermittlung der Einfuhr von Zuchttieren und Vertretung der Interessen seiner Mitglieder im In- und Ausland. Präsident des Verbandes ist der Büffelzüchter Manfred Thiele.

Biologische Eigenschaften und Besonderheiten des Wasserbüffels im Vergleich zum Rind

Die Besonderheiten und Vorzüge des Wasserbüffels im Vergleich zum modernen Rind bestehen in seiner Robustheit und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, in seiner guten Akklimationsfähigkeit gegenüber unterschiedlichen Klima- und Umweltbedingungen, in seiner ausgesprochenen Genügsamkeit in der Haltung und Fütterung, sowie nicht zuletzt in seiner Langlebigkeit und einer damit verbundenen langen Nutzungszeit.

Der Wasserbüffel besitzt auf Grund der anatomischen und physiologischen Besonderheiten seines Verdauungssystems die Fähigkeit, große Mengen an Grobfutter und minderwertigem Futter wie Stroh und geringwertigem Heu sowie Wasser- und Sumpfpflanzen wie Schilf, Binsen, Ampfer und Sauergräsern aufzunehmen und daraus Nährstoffe zu gewinnen, die für das Rind nicht aufnehmbar und nicht erschließbar sind.

Durch die höhere Verdaulichkeit von organischen Stoffen, Trockensubstanz und Rohfetten sowie der Gesamtmenge an Kohlehydraten erreicht der Wasserbüffel eine insgesamt bessere Futterumwandlung in Energie (Peeva, 1993). Aus diesem Grunde ist dieser als "Verdauungskünstler" für eine extensive Haltung mit kärglicheren Futterbedingungen, die für Rinder nicht geeignet sind, prädestiniert.

Hinzu kommt, dass der Wasserbüffel im Vergleich zum Rind breitere Klauen und Zwischenklauenspalten sowie eine weichere Fessel besitzt, die ihm einen sicheren und elastischen Tritt für die Beweidung von feuchten und sumpfigen Grünlandstandorten ermöglichen.

Dabei wird in Kauf genommen, dass der Wasserbüffel auf Grund seiner genetischen Veranlagung im Vergleich zum modernen Rind eine geringere Mengenleistung an Milch- und Fleischproduktion sowie eine geringere Reproduktionsleistung erbringt. Allerdings zeigen erste Kontrollergebnisse, dass deutsche Büffelhalter höhere Leistungen ihrer Tiere als die in der internationalen Literatur angegebenen Werte erreichen (Thiele, 2002).

Die produktive Überlegenheit des Wasserbüffels gegenüber dem Rind besteht vor allem in dem ernährungsphysiologisch höheren Gehalt an besonders wertvollen Inhaltsstoffen der Büffelmilch und des Büffelfleisches, in ihrem hohen Gesundheitswert und ihren hervorragenden qualitativen Eigenschaften zur Herstellung von Spezialitäten und Delikaterzeugnissen für die Bedienung von Marktnischen.

So enthält die Büffelmilch von Kühen der in Europa beheimateten Rassen des Flussbüffeltyps mit durchschnittlich 7.8 % im Vergleich zur Rindermilch einen etwa doppelt so hohen Milchfettgehalt, einen höheren Gesamteiweißgehalt (Tsankova, 2000) sowie einen höheren Gehalt an essenziellen Aminosäuren, ungesättigten Fettsäuren und Lactose (Dimitrov, 2000). Durch den höheren Gehalt an Trockensubstanz, Fett, Eiweiß und Lactose hat die Büffelmilch im Vergleich zur Rindermilch einen höheren Energiegehalt von 130-165 J pro 100g Rohmilch (Hanke/Neubert in: Legel, 1990). Außerdem enthält die Büffelmilch einen höheren Vitamin- und Mineralstoffgehalt als Rindermilch (Zachariev et al., 1986).

Von großer Bedeutung für eine gesunde menschliche Ernährung ist der um etwa 70,5 % niedrigere Cholesterolgehalt der Büffelmilch im Vergleich zur Rindermilch sowie ihre gute Verträglichkeit für Rindermilch-Allergiker.

Außerdem besitzt die Büffelmilch im Vergleich zur Rindermilch sowie Schaf- und Ziegenmilch die geringste Belastung an radioaktiven Elementen (Boikovski/Tsankova, 1999).

International bekannt für die hohe Qualität der Erzeugnisse aus Büffelmilch sind die vorwiegend im Süden Italiens original hergestellten Mozzarella- und Ricotta-Käsearten, die sich auch bei deutschen Verbrauchern einer großen Beliebtheit erfreuen. Diese und andere Büffelmilchspezialitäten werden auch in zwei deutschen Büffelproduktionsbetrieben hergestellt, von denen sie direkt vermarktet werden.

Das Büffelfleisch hat im Vergleich zu Rindfleisch einen höheren biologischen Nährwert, einen höheren Mineralstoff- und Vitamingehalt und ist zarter (Zachariev et al, 1986; Dimov 1999). Es enthält 40 % weniger Cholesterol, 55 % weniger Kalorien, 11 % mehr Eiweiß und 10 % mehr Mineralstoffe (Cripe, 1999, zit. von Boikovski, 2000). Deutsche Untersuchungsergebnisse weisen ähnliche Ergebnisse mit einem noch niedrigeren Cholesterolgehalt auf. Sie bewerten das untersuchte Büffelfleisch als ein hochwertiges und arteigen schmeckendes Fleisch mit einer wildaromatischen Note (Trebling, 1999).

Eine weitere hervorragende Eigenschaft des Wasserbüffels für eine sichere gesunde Ernährung der Verbraucher besteht darin, dass nach dem gegenwärtigen Stand der Informationen bei einer Population von etwa 180 Mio. Büffeln weltweit kein Fall von BSE aufgetreten ist.

Auf Grund seiner biologischen Eigenschaften und Vorzüge kann die zielgerichtete Nutzung des Wasserbüffels als Marktnischenproduzent auf effiziente Weise mit seinem Einsatz als Landschaftspfleger für die extensive Beweidung von Feucht- und Moorgrünland, Brachland sowie von Natur- und geschützten Landschaften, kombiniert werden.

Charakter, Verhalten und Ansprüche des Wasserbüffels

Die Erfahrungen der Deutsche Büffelhalter besagen, dass der Wasserbüffel einen freundlichen, gutmütigen und friedfertigen, aber auch sensiblen Charakter besitzt.

Zu seinem Betreuer, der ihn gut versorgt und ruhig mit ihm umgeht, verbindet ihn eine starke Zuneigung. Das sensible Verhalten des Büffels kommt in seiner prüfenden und abwartenden Haltung gegenüber allem Ungewohnten und seine Reizbarkeit bei rauer Behandlung zum Ausdruck. Besonders ausgeprägt ist die Sensibilität der Büffelkuh beim Melkprozess. Ungewohnte Veränderungen beim Melken beeinflussen negativ die Milchhergabe. Die Haltung der Wasserbüffel erfordert insgesamt einen ruhigen und geduldigen Umgang mit den Tieren.

Internationale Erfahrungen besagen, dass Wasserbüffel gemeinsam mit anderen Tierarten wie Rinder, Pferden, Kamelen, Schafen und Ziegen problemlos geweidet werden können. In Deutschland gibt es gute Erfahrungen bei der gemeinsamen Beweidung mit Büffeln, Rindern und Pferden. Dabei sind für die Büffel keine höheren oder stärkeren Einzäunungen als für Rinder erforderlich. Elektrozäune werden von ihm voll respektiert.

Der Wasserbüffel hat einen ausgeprägten Herdentrieb. Meist sind die Leittiere ältere Kühe, die die Herde zusammenhalten, was besonders bei der Beweidung großer Flächen für das schnelle Auffinden der Herde oder bei ihrem Treiben vorteilhaft ist. Andererseits ist aber die Selektion einzelner Tiere aus der Herde problematischer als bei Rindern. Rangkämpfe, die in der Büffelherde selten auftreten, verlaufen harmlos.

Auf Grund seiner dickeren Haut und einer wesentlich geringeren Anzahl der Schweißdrüsen hat der Wasserbüffel im Vergleich zum Rind an heißen Tagen einen größeren Bedarf an Abkühlung. Die in tropischen und subtropischen, aber auch die in Süd- und Südosteuropa beheimaten Büffelrassen baden gern in Flüssen, Seen oder Teichen, sie suhlen aber ebenso gern in Sumpf- und Schlammlöchern. Die angetrockneten Schlammkrusten geben ihnen einen Schutz der Haut gegen Ungeziefer.

Auch die in Deutschland angesiedelten Wasserbüffel suchen an warmen und heißen Tagen jede Möglichkeit zum Suhlen oder Baden. Auf Feucht-, Sumpf- und Moorgrünland graben sie sich an den tiefsten Stellen selbst eine Suhle, die sie bei Bedarf zur Abkühlung nutzen. Die Erfahrungen deutscher Büffelhalter besagen aber, dass der Wasserbüffel unter unseren Klima-und Witterungsbedingungen durchaus auch ohne Baden und Suhlen auskommt, wenn er an heißen Tagen zumindest durch natürliche Schattenspender gegen direkte Sonneneinstrahlung geschützt ist. Seine kontinuierliche Versorgung mit frischem Tränkwasser ist unbedingt zu gewährleisten. Der tägliche durchschnittliche Bedarf pro Tier beträgt 36 l im Sommer und 20 l im Winter (Tsankova, 1999).

Auf ungeschützten ganzjährigen Weiden sind Unterstände oder Schutzhütten gegen eisige Ostwinde und kalte Dauerregen erforderlich. In einigen Fällen nehmen die Büffelhalter bei extremen Wintertagen ihre Tiere vorrübergehend in Stallanlagen zurück. Von vielen Büffelhaltern ist bekannt, dass die Büffelkühe auch bei Schnee auf der Weide ihre Kälber gesund zur Welt bringen und aufziehen.

Bei ganzjähriger extensiver Weidehaltung ist es auch bei den genügsamen und anspruchlosen Büffeln erforderlich, in Abhängigkeit vom Futterwuchs, vor allem in den Wintermonaten, Stroh und Heu an geschützten Plätzen zuzufüttern. Hochtragenden und milchproduzierenden Kühen sowie im Wachstum befindlichen Jungtieren sind bei kärglicher Weide Kraftfuttergaben aus gequetschtem Getreide , Schroten oder Kleie zu verabreichen. Sehr gern werden von den Büffeln Maissilagen aufgenommen. Allerdings gibt es in Deutschland auch Büffelhalter, bei denen in der Fütterung überhaupt kein Kraftfutter eingesetzt wird, mit der Behauptung, dass die Büffel Kraftfutter nicht mögen, weil sie dieses nicht kennen.

Der Wasserbüffel als landwirtschaftliches Nutztier und Landschaftspfleger

Auf Grund seiner biologischen Vorzüge ist der Wasserbüffel das geeignetste landwirtschaftliche Nutztier für die gleichzeitige Landschaftspflege zur extensiven Beweidung von Feuchtgrünland und Naturlandschaften in Ökosystemen.

Der Zusammenhang zwischen Markt und Landschaftspflege besteht bei der Wasserbüffelhaltung in Deutschland darin, dass durch die Erzeugung von hochwertigen Büffelspezialitäten zur Bedienung von Marktnischen den Landwirten neue Einkommensquellen erschlossen werden und dazu bisher ungenutzte Produktionsnischen effektiv genutzt werden.

Gleichzeitig wird dadurch ein Beitrag zur Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft sowie zum Umwelt- und Naturschutz geleistet. Folgende Beispiele zeigen diese Entwicklung:

So hat der Landwirtschaftsbetrieb Kieselhorst in Groß Ippener/Niedersachsen bereits 1983 seine unrentable Rinderproduktion auf Feucht- und Moorgrünland abgeschafft und betreibt seit dem erfolgreich eine extensive Wasserbüffelproduktion zur Erzeugung von Büffelfleisch und Wurstspezialitäten aus eigener Verarbeitung.

Auf dem Landgut Chursdorf/Sachsen wird seit 1999 die Wasserbüffelproduktion als Ergänzung zur intensiven Rindermilchproduktion betrieben. Durch die kontinuierliche Leistungssteigerung konnte die Milchquote mit immer weniger Kühen realisiert werden, so dass teure Kuhplätze unbelegt blieben und sich die Frage nach Einkommensalteralternativen stellte (wie bei vielen anderen Betrieben auch). Durch die Haltung von Wasserbüffeln, die der Milchquotenregelung nicht unterliegen, wird nicht nur die rationelle Ausnutzung aller Kuhplätze, sondern auch die extensive Nutzung der Feucht- und minderwertigen Grünlandflächen für die Marktnischenbedienung mit Spezialitäten aus der eigenen Verarbeitung und Vermarktung von Büffelmilch und Büffelfleisch erreicht.

Diese Kombination von Rinder- und Wasserbüffelproduktion erfolgt in einigen Betrieben auch überregional, um Feucht- und Naturweiden, die für Rinder nicht geeignet sind, für die Marktnischenproduktion mit gleichzeitig landschaftspflegerischer Wirkung zu nutzen.

So hatte z. B. die Herde des Deutschen Büffel-Verbandes ihren ständigen Standort im Landwirtschaftsbetrieb LBH Haferkamp in Milmersdorf bei Templin in der Uckermark. Dieser hält Fleischrinder und betreibt als Bioland-Betrieb im Biosphären-Reservat Schorfheide-Chorin biologische Landwirtschaft. Die Wasserbüffelproduktion war darin integriert. Dieser Betrieb ist Mitglied des Deutschen Büffel-Verbandes.

Die Bauern-Produktivgenossenschaft in Storkov-Hammelspring, ebenfalls bei Templin in der Uckermark, betreibt Mutterkuhhaltung in Kombination mit Wasserbüffeln für Fleischproduktion. Der Betrieb ist Mitglied des Deutschen Büffel-Verbandes und kooperiert mit der Büffelfarm Hatten im Landkreis Oldenburg. Die Büffelfarm kaufte von der

Genossenschaft Büffel-Jungbullen für die Fleischproduktion, die seit 2002 auf Feucht- Grünlandflächen im Naturschutzgebiet Hasbruch bei Hude, Landkreis Oldenburg, weiden und nach der Erreichung der Schlachtreife von der Büffelfarm Hatten vermarktet werden.

Die Büffelfarm Hatten ist eine Kooperation zwischen den Besitzern der Wasserbüffelherde, Rita und Peter Biel aus Sandkrug, und dem Landwirtschafsbetrieb von Hergen Eickhorst in Kirchhatten. Dieser betreibt Fleischrinderproduktion und Direktvermarktung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Er stellt für die Wasserbüffelherde Feuchtgrünlandflächen zur Nutzung bereit und führt die Versorgung der Tiere durch.

Die Besitzer der Büffel besorgen den Ankauf und Verkauf von Tieren und organisieren durch Zusammenarbeit mit einer naheliegenden Dorffleischerei die Herstellung und Vermarktung von Büffelspezialitäten.

Das Gründungsmitglied und Mitglied des Präsidiums des Deutschen Büffel-Verbandes, Peter Biel, ist Initiator der Zusammenarbeit mit Umwelt- und Naturschutzorganisationen bzw. -behörden für den Einsatz der Wasserbüffel in der Landschaftspflege. Ansatz dafür ist ein Konzept für die Einbindung des Wasserbüffels in das Öko-System in Deutschland (Zeigert, 2001 b). Erste Erfolge konnten in der Region erreicht werden. So wurde zwischen der Büffelfarm Hatten und Vertretern des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Kreisgruppe Oldenburg, vereinbart, schrittweise mit der Ansiedlung von Wasserbüffeln im Bezirk Weser-Ems zum Zweck der Pflege und Nutzung von Feuchtgrünland und Brachland zu beginnen. Die gemeinsame Auffassung besteht darin, dass die Wasserbüffelhaltung Teil einer landschaftsschonenden Flächenbewirtschaftung in den Niederungen Nordwestdeutschlands werden kann.

Seit Herbst 2002 wurden nach Vereinbarung mit dem Umweltamt Oldenburg im Rahmen des Projektes Haaren-Niederung die ersten Wasserbüffel zur Beweidung eingesetzt. Die Büffelhalter-Gemeinschaft Oldenburg beim BUND - Kreisgruppe Oldenburg, ist bemüht, weitere Landwirte zur Teilnahme am Projekt zu gewinnen.

Die Büffelfarm Hatten organisierte im Herbst 2002 auf der Farm ein Treffen mit Vertretern der Bezirksregierung Hannover und des Umweltamtes des Landkreises Schaumburg, bei dem die aktive Unterstützung der Farm zur Realisierung einer geplanten Wasserbüffelbeweidung in den Bückeburger Aue-Niederungen sowie am Steinhuder Meer ab Frühjahr 2003 vereinbart wurde.

Bei dem Bückeburger Projekt handelt es sich um ein etwa 500 ha großes Grünlandgebiet im Überschwemmungsgebiet eines kleineren Flusses, der Bückeburger Aue. In den vergangenen Jahren sind mehrere Flächengewässer ausgehoben worden, um Lebensraum für Wasserinsekten, Amphibien und Vögel zu schaffen. Da diese Tümpel innerhalb weniger Jahre stark zuwachsen, soll die Wasserbüffelbeweidung gezielt eingesetzt werden, um die Gewässer offen zu halten (Onnen, 2002).

Ein weiteres Projekt zeigt erste Erfolge. Hier handelt es sich um eine Beweidung mit zwei Herden an zwei 25 Hektar großen Standorten im Naturschutzgebiet "Fehntjer Tief" bei Aurich. Nach fast einjähriger ganzjähriger Beweidung ist seitens der Bezirksregierung Weser-Ems, die diesen Versuch gemeinsam mit dem Landkreis Aurich begleitet, eine erste positive Beurteilung auch im Hinblick auf die Entwicklung von Flora und Fauna in diesen Flächen erfolgt.

Eine erste Beurteilung der Beweidung am Steinhuder Meer von der Bez. Reg. Hannover erfolgt in Kürze.

Mit diesen Projektversuchen für den Einsatz des Wasserbüffels als Biotopenpfleger wird in Niedersachsen und auch bundesweit Neuland beschritten.

Abschließend ist festzustellen, dass die Einbindung des Wasserbüffels in die Landschaftspflege neue Möglichkeiten für den Arten- und Biotopschutz schafft, deren zu erwartende Effizienz eine öffentliche Förderung rechtfertigen würde.

Die Leitung und Mitgliedsbetriebe des Deutschen Büffel-Verbandes sind bereit, die Entwicklung von regionalen Projekten auf diesem Gebiet aktiv zu unterstützen.